Sieben Texte, eine Zusammenfassung

Zum SchreibTREFF vom 29. Mai in Graz
  
 Unsa gossn woa „wos bsundas“. In unserer gossn hot amoi da Hergouth gwoont. Oscar Peterson sitzt im Himmel in der Nähe von Gott, aber da stimmt was nicht: Die Musen wollten nicht tanzen. Sogar den größten Deppen war die Unwertigkeit der Frauen begreifbar – ihre natürliche Unvollkommenheit. Unsere Väter hätten uns zurechtbiegen sollen. Wir lehnten uns an Jesus und schnürten unsere Schuhe zu. Suchten nach unseren Spuren im Schnee auf dem Weg zur Einsiedelei und spürten ein ozeanisches Gefühl der Verbundenheit. Kriegsruinen gehörten zu unserer Kindheit. Ma hot einigseng in olle zimma. Dea braate Geesteig woa daumois nou aus Fliisn. Da Regn woa woam, die fliisn koit. Das war nix für uns. Wir glitten ins Tal. In der Nase der Duft von Käsespätzle. Di gossn hot uns gschlogn und aa beloont. Die Hoffnung stieg. Glasklar floss der Bach, die leicht gekräuselten Wellen glitzerten wie Katzensilber. 

Zwölf Texte, 
eine Zusammenfassung

Zum SchreibTREFF vom 15. April 2023

 

Wir waren die Frauen an der Bushaltestelle. Einfache Frauen, die zu Fuß zur Einschulung gingen. Schön zurechtgemacht, mit dichtem Wimpernkranz. Das glatte schwarze Haar glänzte in der Sonne oder war es dunkelblond und wuschelig? Es war Krieg und niemand hat uns was erklärt. „Nimm den Schlüssel und hau ab!“, riefen sie uns zu. Wir gingen mit offenen Augen, klaren Prinzipen im Blick und Mundwinkeln, die zeigten, dass wir uns nicht übertölpeln lassen würden.
Unsere nackten Füße glitten über weißen Sand, feuchtes Moos, ohne Spinnen und aufgelegtes Plastik. Darüber konnte uns nur die Kaffeemaschine trösten. Wir träumten von uralten Bäumen in Kroatien und bemerkten, dass es nicht einfach war unser Denken und Schreiben in Einklang zu bringen. Mit seinen langen Fingern griff der Wind in unseren Dutt, als könnte er selbst schon Geschichte schreiben. Wir hätten ihn gerne links liegen gelassen. Auch der Regen konnte uns nicht beruhigen, sondern regte uns nur auf. Wir hätten den Seelenmüll nicht mitbringen sollen. An der Almhütte mit den Einwegfenstern stand: „Bitte nicht stören!“ – Von irgendwoher kam Musik. 

Foto: , pixabay

Zum SchreibTREFF vom 15. Juni, 
7 Texte, eine Zusammenfassung. 

Die Originaltexte könnt Ihr im Oktober bei unserem Lesefest in Graz hören! 

Wir standen an der Bushaltestelle, mit dem alten schweren Waffenrad und spürten die Kühle der Eisentür im Rücken. Betrachten den Regenbogen einer halbreifen Mango. Die Braut des Lichtes, hatte erlaubt ihn für uns zu bewahren, aber das war eine heimliche Rache. Katinka war noch nicht nach Hause gekommen und das Gelbe hat sich immer schon vorgedrängt. Der Hungerbauch blähte sich über den siebenjährigen Oberschenkeln. Hohlwangige Männer und Frauen trugen schaurige Schilderungen mit lebhafter Altstimme vor. Sie holten uns aus unserem venezianischen Traum. Lapislazuli, als ewiges Bild. Gekreuzte Gitter lockerten die Strenge des Tores. Wir ließen die Blicke schweifen, herumtollen, die ausgelassenen Kinder. Sie kommen wieder. 

Fotocredit: Bild von Jhnndy auf Pixabay

In Graz schreiben wir wieder am 
21. September 2024

Leseproben eigener Texte

Körpersprache

Jetzt geh ich hinein, trag mich in den Raum, stell mich dort ab und lass mich einfach sein – lebendig. „Meine Lebendigkeit“, kann ich dann denken, voller Besitzerstolz, als hätte ich sie mir eben erst erschaffen, aus Bruchstücken der letzten Jahre zusammenbastelt, mir zu eigen gemacht. Meine Lebendigkeit, in allem, auch im Schweigen. Jetzt gehört sie mir. Greifbar, herzeigbar. Fühl mich wie eine Installation, in Schwarz gehalten, mit warmen Zwischentönen. Material: Fleisch; Höhe: 1,60 na gut, etwas weniger. Nicht begehbar, aber angreifbar. Klingt nach Verwundbarkeit, besser befühlbar …

Gesamter Text hier, im Kulturforum von Ö1. 

Emma

Sie trug rote Lackschuhe mit weißen Blumen. Als ob jemand mit dem Namen Emma nur ein Mädchen sein könnte, niemals aber eine Frau. Sie sah über ihre Schulter, als erwarte sie jemanden oder etwas, aber keine vertraute Gestalt löste sich aus der Menge, beschleunigte ihren Schritt. Jemand könnte die Hand auf ihre Schulter legen. Sie würde sich überrascht umdrehen. Ihr Ausdruck würde sich verändern, ihr Gesicht würde sich aufhellen beim Anblick des anderen.
Oder war es Emmas Hand, die sich auf eine Schulter legte. Der Mann drehte sich um und starrte Emma fragend an. „Ja, bitte?“

Gesamter Text, Kulturforum Ö1 

Weitere Texte: "Hände", "Adam und Ich" und "Eine Liebesgeschichte" (Beitrag Ö1, gelesen von Pippa Galli)